Eingewöhnung

 

 Die Trennung von Eltern und Kind stresst alle Beteiligten.

Stresshormone werden vermehrt ausgeschüttet und beeinflussen Atmung, Kreislauf, Muskelanspannung und Durchblutung des Kindes. Die Trennung von Eltern ist auch unter günstigen Rahmenbedingungen eine psychische Herausforderung.

Unter 3 -Jährige, die täglich mehrere Stunden außer Haus mit anfangs nur einer Bezugsperson verbringen, die sie auch noch mit vielen anderen Kindern teilen, müssen äußerst anspruchsvolle Entwicklungsaufgaben bewältigen.

Diese beinhalten zunächst einmal Abschiede und Begrüßungen.

Sie müssen sich zeitweilig von ihrer bisherigen Hauptbezugsperson trennen und mindestens eine neue Beziehung zu einer bislang unbekannten Bezugsperson zulassen.

Jede Trennung von den Eltern stürzt das Kleinstkind kurzfristig ins Elend.

Das Zeitverständnis eines Kleinstkindes ist in den ersten drei Lebensjahren noch mangelhaft und die Abwesenheit der Mutter und deren Wiederkehr sind schwer vorstellbar.

Das Kleinkind soll wissen, dass es nicht alleine ist und so gut wie möglich getröstet wird:

•           Meine Mama, Papa kommt wieder

•           Ich bekomme Hilfe, werde getröstet und bekomme Antworten

•           Ich kenne Strategien, wie es mir wieder gut geht

  

Unsere Vorgehensweise bei der Eingewöhnung:

Phase 1: „Vertrauensaufbau“

Der erste Besuch erfolgt an unseren Schnuppertagen im Juni. Nach den Sommerferien folgen im Herbst die ersten „echten Kindergartentage“, an denen die Mutter oder der Vater gemeinsam mit dem Kind unseren Kindergarten besuchen. (Großeltern,..) Es hilft dem Kind, wenn sich die Eltern nicht zu sehr einmischen, da sich das Kind ja in gewissem Sinn von den Eltern lösen soll. Es reicht, wenn das Kind weiß, dass es seinen „sicheren Hafen“ immer wieder ansteuern kann. Vor allem an den ersten Tagen ist es wichtig, dass die Mutter/ der Vater einen Platz im Kindergarten einnimmt, damit das Kind seine Aufmerksamkeit und Anwesenheit spüren kann. Langsam erfolgt ein erster Vertrauensaufbau zu den Bezugspersonen im Kindergarten.

Dieser Vertrauensaufbau dauert bei manchen Kindern kürzer, bei anderen länger, im Allgemeinen aber zwei Wochen. Die nächste Phase (kurze Trennungsversuche) kann schon nach einigen Tagen einsetzen. Bei Kindern über drei oder vier Jahren verläuft in unserem Kindergarten die erste Phase relativ schnell, länger dauert es bei Kindern unter drei Jahren aber auch immer wieder bei älteren Kindern – Jedes Kind ist anders und hat ein anderes Bindungsverhalten.

Phase 2: „Erste kurzzeitige Trennung“

Diese Phase sollte erst beginnen, wenn die Eltern und die Pädagoginnen spüren, dass sich das Kind sicher fühlt. Frühestens nach den ersten drei, vier Tagen ist der erste Versuch einer kurzzeitigen Trennung sinnvoll.

 Die kurze Trennung sieht so aus, dass sich die Mama oder der Papa von dem Kind verabschiedet, um „kurz“ einmal hinauszugehen. Ganz wichtig ist uns dabei, sich nicht davonzuschleichen, sondern das Kind über das Weggehen zu informieren. Die Mutter/ der Vater soll „unsichtbar“ in der Nähe bleiben, um wenn nötig rasch wieder geholt werden zu können. (Telefonisch unbedingt erreichbar bleiben!)

Diese erste Trennung sollte wirklich nur von kurzer Dauer sein, so dass das Kind sie als positive Erfahrung erlebt, die es gut gemeistert hat.

Reagiert das Kind ruhig, bzw. lässt sich von der Pädagogin beruhigen, kann diese Trennung ausgedehnt werden. Reagiert das Kind mit starkem Weinen, Anspannung, wird der Trennungsversuch an diesem Tag abgebrochen und erst nach einigen Tagen wieder unternommen.

Wichtig ist als Elternteil passiv zu bleiben um die Kontaktaufnahme zum Kindergartenpersonal zu ermöglichen.

Phase 3: „Ende der Eingewöhnung“

Abgeschlossen ist die Eingewöhnungsphase dann, wenn zwischen dem Kind und der Pädagogin eine tragfähige, vertrauensvolle Beziehung hergestellt worden ist – das Kind sich in seiner neuen Umgebung wohl und sicher fühlt. Das Kind lässt sich von der Pädagogin trösten, auch wenn es nach der Verabschiedung noch protestiert. Nach erfolgreicher Eingewöhnung lässt sich das Kind rasch trösten und aufheitern und kann sich seinen neuen Freunden und den Spielen widmen.

  

Erleichterung der Eingewöhnung:

 Es gibt keine Patentrezepte – nur Hilfestellungen

 •   Möglichst nicht gleichzeitig Eintritt in den Kindergarten mit Beginn der Berufstätigkeit!

 •  Kein Abdressieren von Trennungsschmerz – „Wenn du heute nicht weinst..“

 Keine Sauberkeitserziehung während der Eingewöhnung – die Kinder werden wenn nötig bei uns im Kindergarten gewickelt und müssen vor Eintritt oder mit Eintritt in den Kindergarten nicht rein sein!

 •   Das Kind kann sich leichter orientieren, wenn es bei den ersten Trennungsversuchen ein kurzes Abschiedsritual zwischen Mutter und Kind gibt, das sich jeden Tag wiederholt. Winken am Fenster, kurzer Spruch ("Noch ein Kuss, dann ist Schluss")

 •  Ein Stück von zuhause in die neue Umgebung mitgeben – ein Kuscheltier, ein Schmusetuch,... hilft dem Kind sich in der noch ungewohnten Situation sicher zu fühlen.

 •  Täglicher, kontinuierlicher Besuch, jedoch nur wenige Stunden am Tag, ist sinnvoll, um den Anpassungsstress zu verringern.

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                              „Dem Kind eine Brücke bauen“